Diese Frage ist gleichermaßen von Interesse für diejenigen, die schwanger werden möchten, als auch für diejenigen, die es mit nicht-hormoneller Verhütung verhindern möchten.
Prinzipiell gilt erst einmal, dass es nur ganz wenige Situationen gibt, in denen eine Frau wirklich nicht schwanger werden kann und in denen keine Verhütung benötigt wird, sofern kein Kinderwunsch besteht.
Ansonsten gilt auch bei Fertilitätseinschränkungen, dass es eher eine Frage der Wahrscheinlichkeit ist, ob, wann und mit welcher Maßnahme eine Schwangerschaft eintreten kann.
Idealbedingungen, um schwanger zu werden
Selbst unter Idealbedingungen mit einem gesunden Paar, regelmäßigem Zyklus der Frau und regelmäßigem Verkehr darf bis zu einem Schwangerschaftseintritt ein Jahr vergehen. Das sind 12-13 Versuche und bedeutet, dass die Schwangerschaftschance pro Zyklus beim Menschen nicht so hoch ist wie allgemein angenommen. Also bitte nicht sofort verzweifeln.
Nach Ablauf eines Jahres, ohne, dass eine Schwangerschaft eingetreten ist, sollte jedoch an weitere Abklärung gedacht werden.
Häufig besteht dann der Wunsch nach einer Abklärung der Hormone auf Seiten der Frau. Das kann man machen, bringt aber meist keine bedeutende Erkenntnis, da es sich ja um die Idealbedingung „gesunde Frau mit regelmäßigem Zyklus“ handelt. Ein regelmäßiger Zyklus bedeutet meist schon normale oder zumindest nicht gravierend gestörte Hormone.
Wichtiger ist in einer solchen Situation, den Mann erstmalig mit einem Spermiogramm abzuklären; also einer Untersuchung der Samenzellmenge und -qualität. Empfehlenswert ist immer ein Spermiogramm mit Aufarbeitung; dies ist keine Kassenleistung, aber deutlich aussagekräftiger als nur eine Analyse des unbehandelten Nativspermas.
Die Untersuchung der Samenzellen wird bei Kinderwunschzentren angeboten oder auch bei Urologen; fragen Sie vorher, ob eine Aufarbeitung durchgeführt wird.
Auch in unserer gynäkologischen Praxis Oldenburger Frauenarzt bieten wir die Durchführung von Spermiogrammen mit Aufarbeitung an, da Frau Dr. Stindt die Zusatzqualifikation gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin hat und Kinderwunschberatungen und -therapien durchführt.
Was ist ein idealer Zyklus und wie berechne ich ihn?
Häufig liest man, dass ein normaler Zyklus genau 28 Tage hat. Viele Frauen denken dann, dass jede Abweichung davon krankhaft ist. Gesunde Zykluslängen liegen zwischen 24 und 36 Tagen – die Blutung eingerechnet.
Auch bei ein und derselben Frau können die Zyklen voneinander abweichen und unterschiedlich lang sein.
Oft werden bei Zyklusangaben nur die blutungsfreien Tage angegeben und der Tag, an dem die Blutung aufhört, wird dann als erster Zyklustag angegeben. Dies ist aber nicht korrekt und führt dann auch zu Fehlberechnungen.
Beginn des Zyklus ist der 1. Blutungstag; Ende des Zyklus ist der letzte Tag, bevor die neue Blutung beginnt. Das heißt, man weiß immer erst im nächsten Zyklus, wie lang der letzte Zyklus eigentlich war.
Bei einem 28-tägigen Zyklus liegt der Eisprung in der Regel in der Mitte an Tag 14. Bei einem verlängerten oder verkürzten Zyklus ist es aber nicht korrekt, einfach die Zyklusmitte zu berechnen.
Was nämlich zumeist variiert, ist die erste Phase des Zyklus; die der Eizellreifung. Diese kann kürzer oder eben auch länger dauern. Nach einem vollwertigen Eisprung dauert die zweite Zyklusphase – die Gelbkörperphase oder Lutealphase – aber zumeist stabil 14 Tage. Das heißt, dass bei einem 24-tägigen Zyklus eben nicht am Zyklustag 12 mit einem Eisprung zu rechnen, sondern bereits am Tag 10; bei einem 36-tägigen Zyklus nicht an Tag 18 der Eisprung wäre, sondern an Tag 22.
Warum ist das relevant?
Hat der Eisprung erst einmal stattgefunden, so ist die Eizelle nur ca. 12 Stunden befruchtungsfähig. Wird sie nicht befruchtet, verkümmert sie.
Im Gegensatz dazu sind Spermien länger überlebensfähig und können mehrere Tage im Genitaltrakt der Frau überdauern. Idealerweise sollten sie zum Zeitpunkt des Eisprunges also bereits „vor Ort“ sein, um möglichst schnell zur Eizelle zu gelangen. Das heißt, der ideale Zeitpunkt für Geschlechtsverkehr liegt vor dem Eisprung und nicht erst zum Eisprung oder gar danach. Gerade bei verkürzten Zyklen kann man sonst das optimale Zeitfenster schnell verpasst haben.
Und wenn nicht ganz so ideale Bedingungen herrschen?
Wenn die oben genannten Idealbedingungen nicht vorliegen, dann muss es mitnichten unmöglich sein, schwanger zu werden. Der ideale Empfängniszeitpunkt lässt sich dann aber ohne medizinische Diagnostik schlechter oder gar nicht planen.
In folgenden Fällen kann oder sollte man sich bereits eher bei seinem Arzt vorstellen und nicht ein Jahr verstreichen lassen:
- Amenorrhoe – gar keine Blutung
- Zyklusstörungen (zu kurz, zu lang)
- Blutungsstörungen
- fortgeschrittenes Alter (ab ca 35 sinkt die weibliche Fertilität, ab dem 40. Geburtstag der Frau übernimmt die gesetzliche Krankenkasse keine Kinderwunschbehandlung mehr)
- wenn gynäkologische Bauchoperationen vorlagen, Zustand nach Eierstocksentzündung oder schwerer Blinddarmentzündung
- Zustand nach bekannter Chlamydieneinfektion
Ein Spermiogramm könnte schon eher als erst nach einem Jahr durchgeführt werden bei Zustand nach
- Leistenbruch
- Hodenhochstand
- Mumpserkrankung
Was kann ich noch für eine Schwangerschaft tun?
Neben den Maßnahmen des Zyklusmonitorings und der Bestimmung des Zeitpunktes der Ovulation kann man einiges tun, um gut auf eine Schwangerschaft vorbereitet zu sein.
Beginnen Sie schon mindestens zwei Monate vor geplanter Empfängnis mit der Einnahme von Jod und Folsäure.
Lassen Sie vorab Ihre Werte der Schilddrüse, Speichereisen und Vitamin D bestimmen, um ggf. Defizite auszugleichen.
Lassen Sie anhand des Impfausweises oder einer serologischen Bestimmung prüfen, ob Röteln und Windpockenschutz besteht. Diese Lebendimpfungen kann man während einer Schwangerschaft nicht verabreichen, erst danach wieder.
Eine Schwangerschaft bei auffälligem Krebsvorsorgeabstrich oder gänzlich ohne regelmäßige Krebsvorsorge anzustreben, ist nicht empfehlenswert. Nicht zu vergessen ist ebenso ein sanierter Zahnstatus.