Kleine, rötlich-blaue Äderchen, die sich wie ein feines Netz unter der Haut ausbreiten – Besenreiser gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Etwa 40 % aller werdenden Mütter entwickeln diese kleinen Venenveränderungen, besonders ab dem zweiten Trimester.
Während sie für viele Frauen vor allem ein kosmetisches Problem darstellen, sorgen sie häufig für Verunsicherung: Sind sie gefährlich? Was kann man dagegen tun? Und verschwinden sie nach der Schwangerschaft wieder?
In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Entstehung von Besenreisern während der Schwangerschaft, welche Risiken damit verbunden sind und mit welchen Maßnahmen Sie ihnen vorbeugen können. Wir klären auch, welche Behandlungsmöglichkeiten während und nach der Schwangerschaft zur Verfügung stehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Häufigkeit: Etwa 40 % aller Schwangeren entwickeln Besenreiser, besonders ab dem 4. Schwangerschaftsmonat
- Hauptursachen: Hormonelle Veränderungen, erhöhtes Blutvolumen und der wachsende Bauch beeinflussen die Venen
- Gesundheitliches Risiko: Besenreiser sind meist harmlos und ein rein kosmetisches Problem
- Vorbeugung möglich: Regelmäßige Bewegung, Kompressionsstrümpfe und Beine hochlegen können das Auftreten reduzieren
- Rückbildungschancen: Bei vielen Frauen verschwinden die Besenreiser nach der Schwangerschaft von selbst
- Behandlungsoptionen: Während der Schwangerschaft nur vorbeugende Maßnahmen, medizinische Behandlungen erst nach der Stillzeit
- Empfehlung: Konsultieren Sie einen Facharzt für eine sichere und effektive Behandlung von Besenreiser während oder nach der Schwangerschaft. Bei Fragen zu Besenreisern während oder nach der Schwangerschaft beraten wir Sie gerne individuell.
Was sind Besenreiser eigentlich?
Besenreiser sind kleine, erweiterte Blutgefäße direkt unter der Hautoberfläche, die sich wie feine rötlich-blaue Verästelungen zeigen und an ein Spinnennetz erinnern. Sie entstehen, wenn sich die kleinen Venen (Venolen) durch verschiedene Einflüsse wie Hormonschwankungen oder erhöhten Druck erweitern und dadurch sichtbar werden.
Mit einem Durchmesser von etwa 1 bis 2 Millimetern sind sie deutlich kleiner als Krampfadern und liegen sehr oberflächlich in den oberen Hautschichten, weshalb sie zwar optisch störend sein können, aber meist keine gesundheitlichen Beschwerden verursachen.
Die Top 3 Ursachen während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft durchläuft Ihr Körper zahlreiche Veränderungen, die die Entstehung von Besenreisern begünstigen. Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum diese feinen Äderchen plötzlich so deutlich sichtbar sind, obwohl sie vorher kaum zu sehen waren. Drei Hauptfaktoren wirken dabei zusammen:
1. Hormonelle Veränderungen
Der deutliche Anstieg der Schwangerschaftshormone, besonders von Östrogen und Progesteron, führt dazu, dass sich Ihre Venenwände entspannen und weicher werden. Diese natürliche Reaktion ist zwar wichtig für die Schwangerschaft, macht die Venen aber auch dehnbarer. Dadurch weiten sich die sonst sehr feinen Gefäße aus und werden durch die Haut hindurch sichtbar.
2. Erhöhtes Blutvolumen
Während der Schwangerschaft steigt Ihr Blutvolumen um bis zu 40 % an. Diese zusätzliche Menge dehnt die Venen stärker als gewohnt und macht sie dadurch sichtbarer. Besonders die Beine, wo die Venen gegen die Schwerkraft arbeiten müssen, sind davon betroffen. Die erweiterten Gefäße schimmern dann bläulich durch die Haut.
3. Druck der wachsenden Gebärmutter
Mit zunehmendem Schwangerschaftsverlauf übt die größer werdende Gebärmutter Druck auf die Beckenvenen aus. Dieser Druck erschwert den Blutrückfluss aus den Beinen zum Herzen. Das Blut staut sich leicht in den Beinen, wodurch sich die oberflächlichen Venen erweitern und als feine, spinnennetzartige Muster sichtbar werden.
Mögliche Risiken einschätzen
Besenreiser während der Schwangerschaft sind in den meisten Fällen harmlos. Dennoch ist es wichtig, sie im Auge zu behalten und zwischen harmlosen Erscheinungen und behandlungsbedürftigen Venenproblemen zu unterscheiden.
Harmlose Besenreiser erkennen
- Feine, spinnenwebartige rötlich-blaue Äderchen
- Treten oberflächlich auf der Haut auf
- Verursachen keine oder nur leichte Beschwerden
- Erscheinen meist an den Beinen oder im Gesicht
Warnzeichen beachten
Sie sollten Ihre Frauenärztin aufsuchen, wenn folgende Symptome auftreten:
- Schmerzende oder stark juckende Bereiche
- Schwere oder müde Beine
- Schwellungen, besonders am späten Tag
- Verhärtungen oder Rötungen entlang der Venen
- Wadenkrämpfe, besonders nachts
Sollten Sie unsicher sein, wenden Sie sich in jedem Fall an einen Arzt, um die Probleme abzuklären.
Abgrenzung zu Krampfadern
Krampfadern sind größer und liegen tiefer als Besenreiser. Sie können:
- Deutlich hervortreten und sich schlängeln
- Beschwerden verursachen
- Ein erhöhtes Thromboserisiko darstellen
- Medizinische Behandlung erfordern
Merkmal | Besenreiser | Krampfadern |
---|---|---|
Aussehen | Feine, spinnenwebartige rötlich-blaue Äderchen | Dicke, geschlängelte, bläulich hervortretende Venen |
Größe | 1-2 mm Durchmesser | Ab 3 mm Durchmesser |
Lage | Direkt unter der Hautoberfläche | Tiefer in der Haut/im Gewebe |
Beschwerden | Meist keine bis geringe | Häufig Schweregefühl, Schmerzen, Schwellungen |
Gesundheitsrisiko | Gering, meist kosmetisches Problem | Erhöhtes Thromboserisiko möglich |
Behandlungsbedarf | Optional, meist aus kosmetischen Gründen | Oft medizinisch notwendig |
Rückbildung nach Schwangerschaft | Häufig spontane Rückbildung | Selten spontane Rückbildung |
Die Angaben zu Besenreisern und Krampfadern dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine individuelle ärztliche Diagnose.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Besenreiser
Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, der Entstehung von Besenreisern vorzubeugen oder ihre Entwicklung zu verlangsamen.
Bewegung im Alltag
Regelmäßige Bewegung ist der Schlüssel zur Vorbeugung von Besenreisern. Planen Sie täglich mindestens 30 Minuten für einen Spaziergang ein.
Besonders sanfte Bewegungsarten wie Schwimmen oder Schwangerschaftsyoga sind ideal, da sie den Kreislauf anregen, ohne den Körper zu überlasten. Vermeiden Sie dabei längeres Stehen oder Sitzen, da dies den Blutfluss in den Beinen verschlechtert. Kleine Übungen wie Fußkreise können Sie problemlos in Ihren Alltag einbauen.
Geeignete Kleidung
Ihre Kleidungswahl hat einen großen Einfluss auf die Venengesundheit. Tragen Sie flache, bequeme Schuhe und verzichten Sie auf einschnürende Kleidung, die den Blutfluss behindern könnte. Nach Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin können medizinische Kompressionsstrümpfe der Klasse 1 oder 2 eine sinnvolle Unterstützung sein.
Ernährung und Flüssigkeit
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von 2 bis 3 Litern täglich unterstützt die Durchblutung optimal. Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung, um Verstopfungen vorzubeugen, die den Druck auf die Venen erhöhen können. Reduzieren Sie salzreiche Speisen, da diese Wassereinlagerungen begünstigen können.
💡 Praxistipp: Die „20-20-20-Regel“
Wenn Sie im Büro arbeiten oder viel sitzen müssen, wenden Sie die 20-20-20-Regel an:
- Alle 20 Minuten
- 20 Sekunden aufstehen
- 20 Schritte gehen oder die Beine bewegen
Stellen Sie sich einen Timer als Erinnerung!
Haltungsempfehlungen
Die richtige Körperhaltung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Besenreisern. Legen Sie Ihre Beine regelmäßig über Herzhöhe hoch, besonders am Abend. Beim Schlafen hilft eine leicht erhöhte Position der Füße und eine Seitenlage. Vermeiden Sie es, die Beine übereinanderzuschlagen, da dies den Blutfluss zusätzlich einschränkt.
Behandlungsmöglichkeiten bei Besenreisern
Während einer Schwangerschaft konzentriert sich die medizinische Betreuung auf die Gesundheit von Mutter und Kind.
Da sich viele Besenreiser nach der Geburt von selbst zurückbilden und der Körper sich erst wieder normalisieren sollte, warten wir mit einer gezielten Behandlung bis nach der Schwangerschaft und Stillzeit. So können wir die wirklich verbliebenen Besenreiser effektiv und nachhaltig behandeln.
Während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft steht die sanfte Vorbeugung und Linderung im Vordergrund. Medizinische Eingriffe sind in dieser Zeit nicht zu empfehlen. Stattdessen können Sie auf natürliche Methoden zurückgreifen:
Kühlende Anwendungen mit Wassergusstechniken nach Kneipp können die Beschwerden lindern. Auch sanfte Bürstenmassagen in Richtung Herz regen die Durchblutung an.
Einige Patientinnen berichten, dass Venencremes mit natürlichen Wirkstoffen wie Rosskastanie oder Weinlaub Linderung verschaffen können. Sprechen Sie diesbezüglich mit Ihrer Frauenärztin
Nach der Schwangerschaft
Viele Besenreiser bilden sich in den Monaten nach der Geburt von selbst zurück. Falls dies nicht der Fall ist, bieten wir in unserer Praxis verschiedene moderne Behandlungsmöglichkeiten an:
- Phlebolyse: Diese schonende Methode arbeitet mit hochfrequentem Strom, der gezielt die kleinen Äderchen verödet. Die Behandlung ist nahezu schmerzfrei und hinterlässt keine Narben. Besenreiser können mit modernen Methoden wie der Phlebolyse gezielt behandelt werden. Die Ergebnisse hängen von individuellen Faktoren ab.
- Sklerosierung: Eine bewährte Verödungsmethode mit spezieller Lösung
- Lasertherapie: Gezielte Behandlung einzelner Besenreiser mit Lichtenergie
- Spezielle Cremes und Gele: Unterstützend zur Behandlung
Die Entscheidung für eine bestimmte Behandlungsmethode sollte erst nach vollständiger Rückbildung des Körpers, frühestens 6 Monate nach der Geburt, getroffen werden. In einem persönlichen Beratungsgespräch finden wir die für Sie optimale Behandlungsmethode.
Fazit und Ausblick
Besenreiser in der Schwangerschaft sind eine häufige und meist harmlose Begleiterscheinung der wunderbaren Zeit des Wartens auf Ihr Baby. Mit den vorgestellten vorbeugenden Maßnahmen können Sie aktiv dazu beitragen, ihre Entstehung zu minimieren.
Denken Sie daran: In vielen Fällen bilden sich Besenreiser nach der Geburt zurück. Die Rückbildung kann jedoch individuell variieren.
Bleiben die Besenreiser bestehen und stören Sie: Ihre Frauenärztin kann Sie über mögliche Behandlungsoptionen beraten.
Unsere Ärztinnen Dr. Jana Stindt und Dr. Sina Klampke beraten Sie gerne über die für Sie beste Behandlungsoption.
Haben Sie Fragen zu Besenreisern?
Wenn Sie während Ihrer Schwangerschaft beunruhigende Symptome an Ihren Beinen bemerken oder sich über vorbeugende Maßnahmen informieren möchten, vereinbaren Sie einen Termin in unserer Praxis. Wir nehmen uns Zeit für Ihre individuellen Fragen und Bedürfnisse.
Häufige Fragen
Was kann man gegen Besenreiser in der Schwangerschaft tun?
Regelmäßige Bewegung, das Tragen von Kompressionsstrümpfen und kühlende Anwendungen können vorbeugend wirken. Auch natürliche Heilmittel wie Rosskastanienextrakt können nach Rücksprache mit der Frauenärztin unterstützend eingesetzt werden.
Können Besenreiser nach der Schwangerschaft wieder verschwinden?
Die meisten schwangerschaftsbedingten Besenreiser bilden sich in den ersten drei bis vier Monaten nach der Geburt von selbst zurück. Eine medizinische Behandlung ist frühestens sechs Monate nach der Geburt und dem Ende der Stillzeit sinnvoll.
Warum entstehen während der Schwangerschaft Besenreiser?
Hormonelle Veränderungen entspannen die Venenwände, während gleichzeitig das Blutvolumen steigt und die wachsende Gebärmutter Druck auf die Beckenvenen ausübt. Auch die genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle.
Wann sollte man in der Schwangerschaft Kompressionsstrümpfe tragen?
Eine Beurteilung durch die Frauenärztin sollte spätestens ab der 20. Schwangerschaftswoche erfolgen. Bei Bedarf kann das Tragen von Kompressionsstrümpfen sinnvoll sein. Dies sollte jedoch individuell mit Ihrer Frauenärztin abgestimmt werden.
Welcher Sport ist bei Besenreisern besonders geeignet?
Sanfte Ausdauersportarten wie Schwimmen, Spazierengehen und Schwangerschaftsgymnastik sind ideal. Sie stärken die Beinmuskulatur und fördern den Blutrückfluss zum Herzen, ohne den Körper zu überlasten.
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Wenden Sie sich bei Fragen oder Beschwerden bitte an Ihre Frauenärztin.