Sie erwarten ein Baby und haben von Ihrer Hebamme oder Frauenärztin gehört, dass Sie Kolostrum gewinnen sollten? Vielleicht haben Sie Schwangerschaftsdiabetes oder es steht ein geplanter Kaiserschnitt bevor. Kolostrum gewinnen bedeutet, dass Sie bereits vor der Geburt kleine Mengen Ihrer wertvollen Erstmilch per Hand ausstreichen und einfrieren. Diese Vormilch kann Ihrem Baby dann direkt nach der Geburt gegeben werden, falls das Stillen noch nicht sofort klappt oder Ihr Neugeborenes einen stabileren Blutzuckerspiegel benötigt.
Das Gewinnen von Kolostrum ist kein Muss für jede Schwangere. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen es besonders sinnvoll ist. Dazu gehören vor allem Diabetes in der Schwangerschaft, geplante Kaiserschnitte oder wenn Ihr Baby eine bekannte Erkrankung hat. Ab der 37. Schwangerschaftswoche können Sie mit der Gewinnung beginnen, sofern Ihre Schwangerschaft unkompliziert verläuft. Als Ihre Frauenarztpraxis in Oldenburg begleiten wir Sie gerne durch diese besondere Phase und beraten Sie individuell.
Das Wichtigste in Kürze
- Was ist Kolostrum? Die erste Muttermilch (auch Vormilch genannt), die bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche in der Brust gebildet wird. Sie ist dickflüssig, gelblich und besonders nährstoffreich.
- Wann ist es sinnvoll? Vor allem bei Schwangerschaftsdiabetes, geplantem Kaiserschnitt, Mehrlingen oder bekannten Erkrankungen des Babys.
- Ab wann gewinnen? Bei unkomplizierter Schwangerschaft ab der 37. Schwangerschaftswoche. Bei geplantem Kaiserschnitt frühestens 2 Tage vorher (oder erst mit Geburtsbeginn, siehe Tabelle).
- Wie oft? Ein bis dreimal täglich für jeweils 10 bis 20 Minuten pro Brust.
- Wie viel sammeln? Etwa 10 bis 20 kleine Spritzen mit je 1 bis 5 Millilitern. Schon wenige Tropfen sind wertvoll.
- Aufbewahrung: Sofort bei minus 18 Grad Celsius einfrieren, mit Name und Datum beschriften.
- Wichtig: Sprechen Sie vorher mit Ihrer Frauenärztin oder Hebamme. Bei Frühgeburtsrisiko sollten Sie nicht vor der Geburt sammeln. Wenn es nicht klappt, sagt das nichts über Ihren späteren Stillerfolg aus.
Was ist Kolostrum?
Kolostrum wird auch Vormilch, Erstmilch oder Neugeborenenmilch genannt. Es ist die allererste Muttermilch, die Ihr Körper produziert. Bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche beginnt Ihre Brust mit der Bildung dieser besonderen Milch. Bei manchen Schwangeren tritt schon vor der Geburt etwas Vormilch aus der Brustwarze aus. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge.
Das flüssige Gold
Kolostrum unterscheidet sich deutlich von der späteren Muttermilch. Es ist dickflüssiger und hat eine intensiv gelbe bis orangefarbene Farbe. Daher wird es oft als flüssiges Gold bezeichnet. Diese besondere Farbe kommt von den vielen Nährstoffen und Schutzstoffen, die darin enthalten sind.
Die Zusammensetzung der Vormilch ist perfekt auf die Bedürfnisse eines Neugeborenen abgestimmt:
- Proteinreich und fettarm: Leicht verdaulich für den noch sehr kleinen Magen
- Hochkonzentriert: Nur 5 bis 7 Milliliter pro Mahlzeit reichen aus
- Perfekt portioniert: Der Babymagen ist am ersten Tag nur so groß wie eine Murmel
Was macht Kolostrum so wertvoll?
- Immunschutz für Ihr Baby Kolostrum enthält besonders viele Immunglobuline. Das sind Antikörper, die Ihr Baby vor Infektionen schützen. Sie legen sich wie eine Schutzschicht über die Darm- und Atemwegsschleimhäute Ihres Neugeborenen. Mediziner sprechen daher auch von der ersten oralen Impfung des Babys.
- Starthilfe für die Verdauung Die Vormilch wirkt leicht abführend und hilft Ihrem Baby dabei, das erste Mekonium auszuscheiden. Das ist der grünschwarze, zähe erste Stuhl. Gleichzeitig fördert sie den Abtransport von Bilirubin, einem gelben Gallenfarbstoff. Dadurch sinkt das Risiko für eine Neugeborenengelbsucht.
- Blutzuckerstabilisierung Besonders wichtig ist die blutzuckerstabilisierende Wirkung von Kolostrum. Gerade bei Babys von Müttern mit Diabetes ist das entscheidend. Mehr dazu lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Nach etwa zwei bis fünf Tagen verändert sich Ihre Muttermilch. Das Kolostrum wird von der Übergangsmilch abgelöst. Diese ist weißer, dünner und wird in größeren Mengen produziert. Später entwickelt sich daraus die reife Muttermilch.

Wann ist Kolostrum gewinnen sinnvoll?
Das Gewinnen von Kolostrum vor der Geburt ist keine Routineempfehlung für alle Schwangeren. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen es Ihrem Baby einen optimalen Start ermöglichen kann. Lassen Sie uns gemeinsam schauen, ob eine dieser Situationen auf Sie zutrifft.
Wenn Sie selbst betroffen sind: Sie haben Diabates
Der häufigste und wichtigste Grund ist Diabetes in der Schwangerschaft. Das gilt für alle drei Formen:
- Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes): entsteht erst in der Schwangerschaft
- Diabetes Typ 1: die Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin, beginnt meist schon in Kindheit oder Jugend
- Diabetes Typ 2: der Körper kann das Insulin nicht richtig verwerten, entwickelt sich meist im Erwachsenenalter
Babys von Müttern mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) nach der Geburt. Diese entsteht, weil Ihr Baby während der Schwangerschaft höhere Blutzuckerwerte gewohnt war. Nach der Geburt muss sich der Stoffwechsel erst umstellen. Kolostrum stabilisiert den Blutzuckerspiegel besonders gut. Ärzte und Hebammen empfehlen, dass Neugeborene von Müttern mit Diabetes innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt Nahrung erhalten sollten.
Viele Babys sind zu diesem frühen Zeitpunkt jedoch noch nicht bereit zum Stillen. Hier kommt das vorab gewonnene Kolostrum ins Spiel. Es kann direkt gefüttert werden und verhindert, dass Ihr Baby Ersatznahrung benötigt.
Sie haben einen geplanten Kaiserschnitt Bei einer geplanten Sectio kann der Milcheinschuss manchmal etwas verzögert einsetzen. Gesammeltes Kolostrum gibt Ihnen Sicherheit für die ersten Stunden nach der Operation.
Weitere Gründe bei Ihnen:
- Sie haben PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom) und machen sich Sorgen um Ihre Milchbildung
- Sie haben eine chronische Erkrankung wie Multiple Sklerose
- Sie hatten eine Brustoperation (zum Beispiel eine Brustverkleinerung)
- Sie hatten bei einem früheren Kind Probleme mit der Milchbildung
- Sie erwarten Mehrlinge

Wenn es um Ihr Baby geht
Ihr Baby hat eine bekannte Erkrankung oder Fehlbildung
Wenn bei den Vorsorgeuntersuchungen eine Besonderheit bei Ihrem Baby festgestellt wurde, kann Kolostrum besonders wichtig sein:
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Ihr Baby wird es schwerer haben, an der Brust zu saugen
- Herzfehler: Ihr Baby ermüdet möglicherweise schneller beim Trinken
- Trisomie 21 (Down-Syndrom): Oft haben diese Babys einen niedrigeren Muskeltonus und trinken schwächer
- Neurologische Erkrankungen: Das Saugen und Schlucken kann beeinträchtigt sein
Ihr Baby wächst nicht normal
- Ihr Baby ist zu klein: Es wurde eine Mangelentwicklung festgestellt und Ihr Baby benötigt besonders viel Energie
- Ihr Baby ist sehr groß: Bei einem geschätzten Geburtsgewicht über 4.500 Gramm (oft bei Diabetes) besteht ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung
Ihr Baby muss nach der Geburt medizinisch betreut werden
Wenn absehbar ist, dass Ihr Baby auf der Intensivstation versorgt werden muss und Sie getrennt werden, können Sie mit Ihrem Kolostrum die Versorgung sicherstellen.
Wissenswert: Nicht für jede Schwangere empfohlen
Das vorsorgliche Sammeln von Kolostrum ohne einen dieser Gründe wird nicht empfohlen. Studien zeigen, dass es bei einer normalen, unkomplizierten Schwangerschaft keinen Vorteil bringt. Im Gegenteil, es kann unnötigen Druck erzeugen und Sie verunsichern.
Sprechen Sie in Ihrer Schwangerschaftsvorsorge mit uns darüber, ob das Gewinnen von Kolostrum für Sie sinnvoll ist. Wir beraten Sie individuell und unterstützen Sie gerne bei Ihrer Entscheidung.

Der richtige Zeitpunkt
Wann Sie mit dem Gewinnen von Kolostrum beginnen können, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Der Zeitpunkt ist wichtig, denn die Stimulation der Brust kann Wehen auslösen. Das passiert durch das Hormon Oxytocin, das sowohl den Milchspendereflex als auch die Gebärmuttermuskulatur aktiviert.
Übersicht: Wann dürfen Sie starten?
| Ihre Situation | Frühester Zeitpunkt | Hinweis |
|---|---|---|
| Unkomplizierte Schwangerschaft | Ab der 37. Schwangerschaftswoche (also ab 36 abgeschlossenen Wochen) | Sie können täglich beginnen |
| Geplanter Kaiserschnitt | Frühestens 2 Tage vor dem OP-Termin oder erst mit Geburtsbeginn | Alternativ auch erst im Kreißsaal möglich |
| Mehrlinge | Erst mit Geburtsbeginn | Höheres Frühgeburtsrisiko |
| Höheres Frühgeburtsrisiko | Verzicht auf Kolostrumgewinnung vor der Geburt empfohlen | Erst im Kreißsaal möglich |
Quellen: Stillförderung Schweiz und Europäisches Institut für Stillen und Laktation
Wie oft sollten Sie sammeln?
Wenn Sie mit dem Kolostrum gewinnen beginnen, empfiehlt sich folgende Routine:
- Häufigkeit: Ein bis dreimal täglich
- Dauer: Jeweils 10 bis 20 Minuten pro Brust
- Zeitpunkt: Wählen Sie einen ruhigen Moment, in dem Sie entspannt sind
- Tipp: Direkt nach dem Duschen funktioniert es oft besonders gut, da die Brust warm ist
Wie viel sollten Sie sammeln?
Es gibt keine feste Vorgabe, wie viel Kolostrum Sie sammeln müssen. Jede Frau ist unterschiedlich. Als Orientierung gilt:
- Ziel: Etwa 10 bis 20 Spritzen à 1 bis 5 Milliliter
- Realität: Am Anfang kommen oft nur wenige Tropfen
- Wichtig: Auch kleine Mengen sind wertvoll
Machen Sie sich keinen Druck. Selbst wenn Sie nur wenige Milliliter sammeln, ist das für Ihr Baby ein großer Gewinn. Der Magen eines Neugeborenen ist am ersten Tag nur so groß wie eine Murmel.

Wissenswert: Wenn es gar nicht klappt
Manche Frauen können trotz aller Bemühungen kein Kolostrum vor der Geburt gewinnen. Das ist völlig normal und sagt nichts über Ihren späteren Stillerfolg aus. Nach der Geburt funktioniert es oft problemlos, weil dann andere Hormone die Milchbildung ankurbeln. Sie können auch direkt im Kreißsaal mit Unterstützung der Hebamme beginnen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So gewinnen Sie Vormilch
Das Gewinnen von Kolostrum erfordert etwas Übung und Geduld. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es beim ersten Mal nicht klappt. Mit der richtigen Technik und etwas Zeit werden Sie den Dreh raus haben.
Was Sie benötigen
Besorgen Sie sich vorab folgendes Material:
- 10 bis 20 Spritzen mit 1 bis 5 Millilitern Fassungsvermögen in lebensmittelechter Qualität
- Verschlusskappen für die Spritzen
- Etiketten zum Beschriften (Name, Geburtsdatum, Datum der Gewinnung)
- Einen verschließbaren Behälter oder Zippbeutel für die Lagerung im Tiefkühler
- Eine Kühltasche mit Kühlakkus für den Transport zur Klinik
Viele Geburtskliniken stellen diese Materialien zur Verfügung. Fragen Sie bei Ihrer Entbindungsklinik nach, ob Sie dort eine Kolostrumtasche bekommen können. Alternativ erhalten Sie Spritzen in der Apotheke.
Schritt 1: Hygiene ist wichtig
Bevor Sie beginnen, waschen Sie sich gründlich die Hände mit Seife. Es muss nicht steril sein, denn Stillen ist auch nicht steril. Aber eine gute Handhygiene ist wichtig, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Legen Sie alle Utensilien sauber bereit. Wählen Sie einen Zeitpunkt, an dem Sie entspannt sind und etwa 15 bis 20 Minuten Ruhe haben.
Schritt 2: Die Brustmassage (2 bis 3 Minuten)
Die Brustmassage regt die Oxytocin-Ausschüttung an. Dieses Hormon ist wichtig für den Milchspendereflex. Die Massage sollte sanft und schmerzfrei sein.
So geht die Massage:
- Halten Sie Ihre Brust sanft von oben und unten zwischen beiden Händen
- Streichen Sie die Brust vorsichtig in entgegengesetzte Richtungen
- Wiederholen Sie das Ganze von den Seiten (links und rechts)
- Streichen Sie zum Schluss vom Brustansatz in Richtung Brustwarze, also der Richtung der Milchgänge folgend
Tipp: Direkt nach dem Duschen funktioniert es besonders gut, weil die Brust bereits warm ist. Auch warme Kompressen können helfen.

Schritt 3: Das Kolostrum ausstreichen
Jetzt beginnt das eigentliche Ausstreichen der Vormilch. Nehmen Sie sich Zeit und bleiben Sie geduldig.
Die richtige Technik:
- Finger positionieren: Setzen Sie Daumen und Zeigefinger etwa 2 bis 3 Zentimeter seitlich der Brustwarze an (denken Sie an die Position 12 Uhr und 6 Uhr auf einer Uhr)
- Haut nach außen ziehen: Ziehen Sie die Haut sanft nach außen, weg von der Brustwarze
- In die Tiefe gehen und zusammenschieben: Schieben Sie nun etwas in der Tiefe gehend die Haut Richtung Brustwarze zusammen
- Wichtig: Ihre Finger rutschen nicht auf der Haut hin und her, sondern ziehen und schieben die Haut sanft mit
- Rhythmisch wiederholen: Wiederholen Sie diesen Vorgang rhythmisch mehrfach
- Position wechseln: Nach einigen Wiederholungen können Sie die Finger umsetzen (zum Beispiel von der Waagerechten in die Vertikale, also von 12 Uhr und 6 Uhr auf 9 Uhr und 3 Uhr, oder auch schräg)
- Beide Brüste: Behandeln Sie nacheinander beide Brüste
Geduld haben: Zu Beginn kann es dauern, bis sich der erste Tropfen Kolostrum zeigt. Sie brauchen Übung und Ihre Brust auch. Geben Sie nicht auf.
Schritt 4: Vormilch auffangen
Wenn die ersten Tropfen kommen, fangen Sie die Vormilch auf.
Zwei Möglichkeiten:
- Direkt mit der Spritze: Ziehen Sie die Kolostrumtropfen direkt an der Brustwarze mit der Spritzenöffnung auf
- Mit einem sauberen Löffel: Fangen Sie die Tropfen mit einem Löffel auf und ziehen Sie das Kolostrum dann in die Spritze
Verschließen Sie die Spritze sofort mit der Verschlusskappe.
Schritt 5: Beschriften und einfrieren
Jede einzelne Spritze muss beschriftet werden:
- Ihr Name
- Ihr Geburtsdatum
- Datum der Gewinnung
Frieren Sie das Kolostrum sofort bei minus 18 Grad Celsius ein. Legen Sie die beschrifteten Spritzen in einen verschließbaren Behälter oder Zippbeutel, den Sie ebenfalls mit Ihrem Namen beschriften.
Aufbewahrungszeiten:
- Im Kühlschrank: maximal 24 Stunden
- Im Tiefkühlfach: bis zur Geburt (bei durchgehend minus 18 Grad)
Schritt 6: Transport zur Klinik
Am Tag der Geburt transportieren Sie die gefrorenen Spritzen in einer Kühltasche mit Kühlakkus zur Geburtsklinik. Übergeben Sie die Spritzen dort dem Fachpersonal. Das Kolostrum kann dann im Kühlschrank langsam aufgetaut oder unter warmem Wasser (maximal 37 Grad Celsius) schnell aufgetaut werden.
Wehen beim Ausstreichen?
Wenn Sie beim Massieren oder Ausstreichen ein Ziehen oder Hartwerden der Gebärmutter verspüren, ist das meistens nicht schlimm. Das Oxytocin wirkt sowohl auf die Brust als auch auf die Gebärmutter. Studien zeigen, dass die Kolostrumgewinnung kein erhöhtes Risiko für vorzeitige Wehen darstellt.
Aber: Wenn Sie ein schmerzhaftes Hartwerden des Bauches oder starkes Unwohlsein verspüren, brechen Sie den Vorgang ab. Kontaktieren Sie dann Ihre Frauenärztin oder Hebamme, um Ihre individuelle Situation zu besprechen.
Praxis-Tipps von Dr. Stindt
Als Ihre Frauenarztpraxis in Oldenburg möchten wir Sie bestmöglich auf die Geburt vorbereiten. Hier einige praktische Tipps aus unserer Erfahrung:
- Material besorgen in Oldenburg
Die meisten Geburtskliniken in der Region (Klinikum Oldenburg, Pius-Hospital) stellen Kolostrumtaschen mit Spritzen und Material zur Verfügung. Fragen Sie dort bei der Geburtsanmeldung nach. Alternativ erhalten Sie Spritzen in den Apotheken vor Ort. - Sprechen Sie uns an
In unserer Praxis besprechen wir mit Ihnen individuell, ob das Sammeln von Kolostrum für Sie sinnvoll ist. Wir zeigen Ihnen gerne die richtige Technik und beantworten alle Ihre Fragen. - Entbindungsklinik informieren
Klären Sie frühzeitig mit Ihrer gewählten Geburtsklinik, ob mitgebrachtes eingefrorenes Kolostrum verwendet werden kann. Die meisten Kliniken im Raum Oldenburg, Bremen und umzu unterstützen diese Praxis. - Entspannt bleiben
Der wichtigste Tipp: Setzen Sie sich nicht unter Druck. Wenn es nicht klappt mit dem Sammeln, ist das kein Problem. Nach der Geburt haben Sie und Ihr Baby Zeit, das Stillen in Ruhe zu lernen.

Gut vorbereitet in die Geburt starten
Das Gewinnen von Kolostrum (Vormilch) ist eine wertvolle Möglichkeit, sich auf besondere Situationen rund um die Geburt vorzubereiten. Wenn Sie Diabetes haben, einen Kaiserschnitt planen oder Ihr Baby eine bekannte Erkrankung hat, kann gesammelte Vormilch Ihrem Neugeborenen einen optimalen Start ermöglichen.
Wichtig ist dabei: Setzen Sie sich nicht unter Druck. Jede Frau ist unterschiedlich, und wenn es mit dem Sammeln nicht klappt, sagt das nichts über Ihren Stillerfolg aus. Nach der Geburt haben Sie und Ihr Baby Zeit, das Stillen gemeinsam zu lernen.
Wir begleiten Sie in Ihrer Schwangerschaft
In unserer Frauenarztpraxis in Oldenburg beraten wir Sie individuell zu allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillvorbereitung. Sprechen Sie uns an, wenn Sie unsicher sind, ob das Sammeln von Kolostrum für Sie sinnvoll ist. Wir nehmen uns Zeit für Sie und zeigen Ihnen gerne die richtige Technik.
Vereinbaren Sie einen Termin – telefonisch unter 0441 42091 oder direkt online über unsere Terminbuchung.
Wir freuen uns darauf, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten.

FAQ – Häufige Fragen
Das ist eine häufige Sorge, aber kein Grund zur Panik. Manche Frauen produzieren vor der Geburt einfach noch keine oder nur sehr geringe Mengen Kolostrum, die sich ausstreichen lassen. Das ist völlig normal und sagt nichts über Ihren späteren Stillerfolg aus. Nach der Geburt ändert sich die Hormonsituation komplett, und dann kurbeln Prolaktin und Oxytocin die Milchbildung richtig an. Viele Frauen, die vorher keine Vormilch gewinnen konnten, stillen nach der Geburt problemlos. Falls es nicht klappt, können Sie auch direkt im Kreißsaal mit Unterstützung der Hebamme frisches Kolostrum gewinnen.
Nein, das Sammeln von Kolostrum vor der Geburt beeinträchtigt Ihren Milcheinschuss nicht. Ihr Körper produziert während der gesamten Schwangerschaft kontinuierlich Vormilch nach. Selbst wenn Sie täglich sammeln, haben Sie trotzdem genug Nachschub für Ihr Baby nach der Geburt. Der eigentliche Milcheinschuss wird erst nach der Geburt durch den Abfall der Schwangerschaftshormone und die Geburt der Plazenta ausgelöst. Das passiert völlig unabhängig davon, ob Sie vorher Erstmilch gesammelt haben oder nicht.
Es gibt keine feste Menge, die Sie sammeln müssen. Als Orientierung gilt: 10 bis 20 Spritzen mit je 1 bis 5 Millilitern sind ideal. Aber auch weniger ist wertvoll. Gerade am Anfang kommen oft nur wenige Tropfen, und das ist völlig normal. Eine Spritze mit nur einem halben Milliliter kann für Ihr Baby schon ausreichen, denn der Magen eines Neugeborenen ist am ersten Tag nur etwa so groß wie eine Murmel. Machen Sie sich keinen Druck, denn jeder Tropfen zählt.
Studien zeigen, dass die Kolostrumgewinnung bei einer unkomplizierten Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko für vorzeitige Wehen darstellt. Eine Studie von Forster et al. aus dem Jahr 2017 bestätigte, dass das Ausstreichen keine muttermundrelevanten Wehen auslöst. Das Hormon Oxytocin, das durch die Brustmassage ausgeschüttet wird, kann zwar theoretisch auch die Gebärmutter aktivieren, aber in der Praxis ist das Risiko sehr gering, besonders wenn Sie erst ab der 37. Schwangerschaftswoche beginnen. Bei Frühgeburtsbestrebungen, vorzeitigen Wehen oder anderen Risikofaktoren sollten Sie jedoch nicht vor der Geburt sammeln.
Wenn das Stillen direkt nach der Geburt gut klappt und Ihr Baby keinen niedrigen Blutzucker hat, wird das gesammelte Kolostrum möglicherweise nicht benötigt. Das ist wunderbar und kein Problem. Sie haben dann verschiedene Möglichkeiten: Sie können es für spätere Stillkrisen aufbewahren, es für die Hautpflege Ihres Babys verwenden, es als Badezusatz nutzen oder es einfach entsorgen. Sehen Sie die gesammelte Vormilch als Versicherung: Besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.
Für eine normale, unkomplizierte Schwangerschaft ohne besondere medizinische Indikationen ist das Sammeln von Erstmilch tatsächlich nicht notwendig. Fachgesellschaften raten in diesem Fall sogar davon ab, da es unnötigen Druck erzeugen kann. Wenn Sie aber zu einer der Risikogruppen gehören, etwa weil Sie Diabetes haben, einen Kaiserschnitt planen oder Ihr Baby eine bekannte Erkrankung hat, ist das Sammeln medizinisch sinnvoll. Es kann Ihrem Baby helfen, einen optimalen Start zu haben und Ersatznahrung zu vermeiden. Besprechen Sie Ihre individuelle Situation mit Ihrer Frauenärztin, sie kann Ihnen am besten sagen, ob es für Sie sinnvoll ist.

Glossar – Wichtige Fachbegriffe erklärt
- Bilirubin: Ein gelber Gallenfarbstoff, der beim Abbau roter Blutkörperchen entsteht. Wenn sich zu viel Bilirubin im Blut ansammelt, kann eine Neugeborenengelbsucht entstehen. Kolostrum wirkt leicht abführend und hilft, das Bilirubin schneller auszuscheiden.
- Gestationsdiabetes: Eine Form von Diabetes, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt. Er wird auch Schwangerschaftsdiabetes genannt und verschwindet meist nach der Geburt wieder. Babys von Müttern mit Gestationsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung nach der Geburt.
- Hypoglykämie: Medizinischer Fachbegriff für Unterzuckerung. Bei Neugeborenen spricht man von einer Hypoglykämie, wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist. Das kann besonders bei Babys von Müttern mit Diabetes vorkommen.
- Immunglobuline: Antikörper, die das Immunsystem zur Abwehr von Krankheitserregern bildet. Kolostrum enthält besonders viele Immunglobuline, vor allem das sekretorische Immunglobulin A (sIgA), das die Schleimhäute im Darm und in den Atemwegen schützt.
- Kolostrum: Die erste Muttermilch, die bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche gebildet wird. Sie wird auch Vormilch, Erstmilch oder Neugeborenenmilch genannt. Kolostrum ist dickflüssig, gelblich und besonders nährstoffreich.
- Laktation: Der medizinische Fachbegriff für Milchbildung und Stillen. Die Laktation beginnt mit der Produktion von Kolostrum und geht nach wenigen Tagen in die Produktion reifer Muttermilch über.
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG-Spalte): Eine angeborene Fehlbildung im Gesichtsbereich, bei der Lippe, Kiefer oder Gaumen nicht vollständig zusammengewachsen sind. Babys mit einer LKG-Spalte haben oft Schwierigkeiten beim Saugen an der Brust.
- Makrosomie: Ein medizinischer Begriff für ein sehr großes Baby mit einem Geburtsgewicht über 4.500 Gramm. Makrosomie tritt häufiger bei Müttern mit Diabetes auf und die Babys haben ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung nach der Geburt.
- Mekonium: Der erste Stuhlgang eines Neugeborenen, auch Kindspech genannt. Er ist grünschwarz, zäh und klebrig. Kolostrum wirkt leicht abführend und hilft dem Baby, das Mekonium auszuscheiden.
- Milchspendereflex: Der Reflex, bei dem die Milch aus den Milchdrüsen zur Brustwarze fließt. Er wird durch das Hormon Oxytocin ausgelöst, das bei Brustmassage, beim Stillen oder auch beim Hören des Babys ausgeschüttet wird.
- Oxytocin: Ein Hormon, das auch als Bindungshormon oder Kuschelhormon bekannt ist. Es löst den Milchspendereflex aus und sorgt gleichzeitig für Gebärmutterkontraktionen. Bei der Brustmassage zur Kolostrumgewinnung wird Oxytocin freigesetzt.
- PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom): Eine hormonelle Störung bei Frauen, die unter anderem zu unregelmäßigen Zyklen und Zysten an den Eierstöcken führt. Frauen mit PCOS haben manchmal Schwierigkeiten mit der Milchbildung.
- Präpartal: Der medizinische Begriff für die Zeit vor der Geburt. Präpartale Kolostrumgewinnung bedeutet also das Sammeln von Kolostrum vor der Geburt des Babys.
- Prolaktin: Das Hormon, das die Milchbildung steuert. Der Prolaktinspiegel steigt nach der Geburt stark an und sorgt dafür, dass die Brust Milch produziert. Je häufiger gestillt wird, desto mehr Prolaktin wird ausgeschüttet.
- Sectio caesarea (Kaiserschnitt): Die operative Entbindung eines Babys durch einen Schnitt in Bauchdecke und Gebärmutter. Bei einem geplanten Kaiserschnitt kann der Milcheinschuss manchmal etwas verzögert einsetzen.
- Schwangerschaftswoche: Die Schwangerschaft wird in Wochen gezählt, beginnend ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung. Eine Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen. Mit der 37. Schwangerschaftswoche gilt ein Baby als termingerecht.

