Sie schlafen ausreichend, ernähren sich bewusst und trotzdem fühlen Sie sich häufig erschöpft und müde? Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen die Energie für den Alltag fehlt, obwohl alle ärztlichen Untersuchungen unauffällig sind. Haarausfall, Konzentrationsschwäche oder eine erhöhte Infektanfälligkeit können hinzukommen. Viele Frauen erleben solche Phasen und fragen sich, woran das liegen könnte.
Ein möglicher Ansatz zur Unterstützung des Wohlbefindens liegt in der Orthomolekularmedizin, auch Mikronährstoffmedizin genannt. Diese beschäftigt sich mit der Rolle von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen im Körper und ihrer Bedeutung für verschiedene Körperfunktionen. In diesem Artikel erfahren Sie, was Orthomolekularmedizin ist, welche Mikronährstoffe für Frauen besonders relevant sein können und wie eine orthomolekulare Beratung in der gynäkologischen Praxis ablaufen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Orthomolekularmedizin: Beschäftigt sich mit körpereigenen Substanzen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und ihrer Bedeutung für Körperfunktionen.
- Verbreitung von Mängeln: Viele Frauen erreichen die empfohlene Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe nicht, etwa bei Eisen, Vitamin D oder Folsäure.
- Erhöhter Bedarf: Besondere Lebensumstände wie Menstruation, Schwangerschaft oder Stress können den Bedarf an Mikronährstoffen beeinflussen.
- Wichtige Funktionen: Mikronährstoffe sind an Prozessen wie Energiestoffwechsel, Blutbildung, Immunsystem und Nervenfunktion beteiligt.
- Beratung beim Frauenarzt: Eine orthomolekulare Beratung beginnt mit einer individuellen Analyse und kann schulmedizinische Behandlungen ergänzen.
- Keine Selbstmedikation: Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden.

Was ist Orthomolekularmedizin?
Der Begriff wurde vom Biochemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling geprägt und bedeutet so viel wie „die richtigen Moleküle“. Das Wort setzt sich aus dem griechischen ortho (richtig, gut) und dem lateinischen Molekül zusammen. Im Mittelpunkt stehen körpereigene Substanzen wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, essenzielle Aminosäuren und Fettsäuren.
Der zentrale Gedanke: Wenn dem Organismus bestimmte Mikronährstoffe nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, kann ein biochemisches Ungleichgewicht entstehen. Diese Substanzen sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt, etwa am Energiestoffwechsel, an der Funktion des Immunsystems, des Nervensystems oder an der Zellteilung.
Warum haben gerade Frauen oft Nährstoffmängel?
Studien zeigen, dass viele Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe nicht erreichen. Laut der Nationalen Verzehrsstudie II erreichen 91 Prozent der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin D nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung berichtet zudem, dass etwa 86 Prozent der Bevölkerung adäquat mit Folat versorgt sind, was bedeutet, dass ein relevanter Anteil eine unzureichende Versorgung aufweist.
Es gibt verschiedene Gründe, warum der weibliche Körper besondere Anforderungen an die Mikronährstoffversorgung stellt:
- Menstruation und Blutverlust: Durch die monatliche Regelblutung verlieren Frauen regelmäßig Blut und damit auch Eisen. Dieses Spurenelement ist wichtig für die Blutbildung und den Sauerstofftransport im Körper.
- Hormonelle Verhütung: Die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel kann den Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen beeinflussen. Studien weisen darauf hin, dass die Pille den Stoffwechsel von B-Vitaminen, Vitamin C, Magnesium und Zink beeinflussen kann.
- Schwangerschaft und Stillzeit: In diesen Lebensphasen ist der Nährstoffbedarf deutlich erhöht. Der Körper versorgt nicht nur sich selbst, sondern auch das heranwachsende Kind.
- Mehrfachbelastung und Stress: Viele Frauen jonglieren zwischen Beruf, Familie und Haushalt. Chronischer Stress kann den Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen wie B-Vitaminen und Magnesium erhöhen.
- Moderne Ernährungsweise: Unsere heutige Ernährung ist oft kalorienreich, aber nährstoffarm. Stark verarbeitete Lebensmittel, lange Transportwege und Lagerung können dazu führen, dass weniger Vitamine und Mineralstoffe in unseren Lebensmitteln enthalten sind.

Diese Mikronährstoffe sind besonders wichtig für die Frauengesundheit
Der weibliche Körper benötigt eine Vielzahl von Mikronährstoffen für unterschiedliche Funktionen. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige vor, die für Frauen eine besondere Rolle spielen können.
Eisen: Bedeutung für Blutbildung und Sauerstofftransport
Eisen ist ein essentielles Spurenelement, das an der Bildung von Hämoglobin beteiligt ist. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der in den roten Blutkörperchen den Sauerstoff durch den Körper transportiert. Eisen spielt zudem eine Rolle im Energiestoffwechsel.
Durch die monatliche Menstruation haben Frauen im gebärfähigen Alter einen höheren Eisenbedarf als Männer. Eisenreiche Lebensmittel sind Fleisch, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und grünes Blattgemüse. Die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Quellen kann durch Vitamin C verbessert werden.
Vitamin D: Funktionen im Immunsystem und Knochenstoffwechsel
Vitamin D nimmt eine besondere Stellung ein, da es zu einem großen Teil durch Sonnenlichtbestrahlung der Haut gebildet wird. Es ist wichtig für den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und trägt zur Knochenmineralisierung bei. Darüber hinaus ist Vitamin D an der Funktion des Immunsystems beteiligt.
In den Wintermonaten kann die körpereigene Vitamin-D-Produktion eingeschränkt sein. Nur wenige Lebensmittel wie fettreiche Fische, Eier und einige Speisepilze enthalten nennenswerte Mengen an Vitamin D.
B-Vitamine: Rolle im Energiestoffwechsel und Nervensystem
Die B-Vitamine sind eine Gruppe von acht wasserlöslichen Vitaminen, die an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt sind. Vitamin B6 ist beteiligt am Eiweißstoffwechsel und kann zur Regulierung der Hormontätigkeit beitragen. Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung, der Blutbildung und der Funktion des Nervensystems und kommt hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vor. Folsäure ist wichtig für die Zellteilung, besonders Frauen mit Kinderwunsch und in der Frühschwangerschaft haben einen erhöhten Bedarf.
Hormonelle Verhütungsmittel wie Spiralen und Verhütungsstäbchen können den Stoffwechsel von B-Vitaminen beeinflussen.
Magnesium: Funktionen im Nervensystem und Muskelstoffwechsel
Magnesium ist an über 300 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt. Es spielt eine bedeutende Rolle bei der Muskelfunktion, der Reizweiterleitung im Nervensystem und im Energiestoffwechsel. Magnesium findet sich in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und grünem Gemüse. Besonders in Zeiten erhöhter Belastung oder bei sportlicher Aktivität kann der Magnesiumbedarf steigen.

In welchen Lebensphasen können Mikronährstoffe relevant sein?
In der gynäkologischen Praxis können verschiedene Lebensphasen Anlass sein, über Mikronährstoffe zu sprechen:
- Zyklusbeschwerden und PMS: Manche Frauen erleben in den Tagen vor der Menstruation körperliche oder emotionale Beschwerden. Bestimmte Mikronährstoffe wie Magnesium, Vitamin B6 oder Calcium sind am Hormonhaushalt und an der Nervenfunktion beteiligt. Wenn Sie mehr über das prämenstruelle Syndrom erfahren möchten, haben wir dazu einen ausführlichen Ratgeber.
- Kinderwunsch: Bei Kinderwunsch ist eine gute Nährstoffversorgung wichtig. Besonders Folsäure spielt eine bedeutende Rolle bei der Zellteilung. Auch Jod, Eisen und Vitamin D können in dieser Lebensphase relevant sein. Wenn Sie schwanger werden möchten, finden Sie in unserem Ratgeber viele hilfreiche Informationen zur Vorbereitung.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Der Nährstoffbedarf ist in diesen Lebensphasen deutlich erhöht, da der Körper nicht nur sich selbst, sondern auch das heranwachsende Kind versorgt.
- Wechseljahre: Calcium und Vitamin D sind wichtig für den Knochenstoffwechsel, da in dieser Lebensphase das Risiko für Osteoporose steigen kann.
- Müdigkeit und Erschöpfung: Wenn Sie sich häufig müde fühlen, kann dies verschiedene Ursachen haben. Mikronährstoffe wie B-Vitamine, Eisen und Magnesium sind an Prozessen des Energiestoffwechsels beteiligt.
Wie läuft eine orthomolekulare Beratung ab?
Eine seriöse orthomolekulare Beratung beginnt immer mit einer individuellen Analyse Ihrer persönlichen Situation. Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch über Ihre Beschwerden, Ihre Lebensumstände und Ihre Ernährungsgewohnheiten.
Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über Ihren aktuellen Mikronährstoffstatus geben. Gemessen werden können beispielsweise Eisen (Ferritin), Vitamin D (25-OH-Vitamin D), Vitamin B12, Folsäure oder Magnesium. Die Laborwerte zeigen, ob tatsächlich ein Mangel vorliegt oder ob Ihre Versorgung ausreichend ist.
Anhand der Laborwerte und Ihrer persönlichen Situation bespricht Ihre Ärztin mit Ihnen, ob und welche Mikronährstoffe für Sie relevant sein könnten. Die orthomolekulare Beratung versteht sich als Ergänzung zur klassischen schulmedizinischen Behandlung.
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Sie fühlen sich ständig müde und möchten herausfinden, ob eine Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen die Ursache ist? Vereinbaren Sie jetzt unkompliziert einen Online-Termin bei Frauenärztin Dr. Stindt in Oldenburg, um Ihre Mikronährstoffversorgung individuell zu prüfen und zu optimieren.

FAQ – Häufige Fragen
Von einer Selbstmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln raten wir ab. Eine zu hohe Zufuhr bestimmter Mikronährstoffe kann unerwünschte Effekte haben. Fettlösliche Vitamine wie A, D, E und K können sich im Körper anreichern. Eine Blutuntersuchung zeigt, ob tatsächlich ein Mangel vorliegt und welche Dosierung sinnvoll ist.
Nein, die orthomolekulare Beratung versteht sich als Ergänzung zur klassischen Schulmedizin, nicht als Ersatz. Bei ernsthaften Erkrankungen oder anhaltenden Beschwerden sind eine ärztliche Diagnose und eine entsprechende Therapie notwendig.
Eine ausgewogene Ernährung ist die Basis für eine gute Mikronährstoffversorgung. In bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit oder bei erhöhtem Stress kann der Bedarf jedoch steigen. Auch die moderne Lebensmittelverarbeitung kann dazu führen, dass weniger Mikronährstoffe in unseren Lebensmitteln enthalten sind.
Je nach Ihrer individuellen Situation können verschiedene Werte gemessen werden. Häufig werden Eisen (Ferritin), Vitamin D (25-OH-Vitamin D), Vitamin B12, Folsäure, Magnesium oder Zink untersucht. Ihre Frauenärztin bespricht mit Ihnen, welche Untersuchungen in Ihrer Situation sinnvoll sind.
Die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen ist unterschiedlich geregelt. Bei medizinischer Notwendigkeit, etwa bei Verdacht auf einen Mangel aufgrund von Symptomen, können Kosten übernommen werden. Sprechen Sie uns an, wir informieren Sie gerne über die Möglichkeiten.
Das ist individuell unterschiedlich und hängt vom Ausgangswert, der Dosierung und dem jeweiligen Mikronährstoff ab. Bei Eisen kann es mehrere Wochen bis Monate dauern, bis sich die Speicher wieder füllen. Die Normalisierung von Vitamin-D-Werten kann je nach Ausgangswert unterschiedlich lange dauern. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen helfen, den Verlauf zu beobachten.
Ja, einige Mikronährstoffe können die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Beispielsweise kann Calcium die Aufnahme bestimmter Antibiotika verringern. Informieren Sie Ihre Ärztin immer über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen.

Glossar – Wichtige Fachbegriffe erklärt
- Aminosäuren: Bausteine der Proteine. Essenzielle Aminosäuren kann der Körper nicht selbst herstellen und muss sie über die Nahrung aufnehmen.
- Biochemie: Wissenschaft von den chemischen Vorgängen in lebenden Organismen. Die Orthomolekularmedizin basiert auf biochemischen Grundlagen.
- Blutbildung: Prozess der Neubildung von Blutzellen im Knochenmark. Eisen, Vitamin B12 und Folsäure spielen dabei eine wichtige Rolle.
- Calcium: Mineralstoff, der wichtig für Knochen, Zähne, Muskelfunktion und Reizweiterleitung im Nervensystem ist.
- Eisen: Spurenelement, das für die Bildung von Hämoglobin und den Sauerstofftransport im Blut benötigt wird.
- Energiestoffwechsel: Gesamtheit aller biochemischen Prozesse, die der Energiegewinnung im Körper dienen. B-Vitamine und Magnesium sind daran beteiligt.
- Ferritin: Speicherform von Eisen im Körper. Der Ferritin-Wert im Blut gibt Auskunft über die Eisenreserven.
- Folsäure (Folat): Vitamin B9, wichtig für Zellteilung und Blutbildung. Besonders bedeutsam bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft.
- Immunsystem: Abwehrsystem des Körpers gegen Krankheitserreger. Vitamin D, Vitamin C, Zink und Selen sind an der Immunfunktion beteiligt.
- Jod: Spurenelement, das für die Bildung von Schilddrüsenhormonen notwendig ist.
- Magnesium: Mineralstoff, der an über 300 Stoffwechselprozessen beteiligt ist, unter anderem an Muskelfunktion und Nervensystem.
- Mikronährstoffe: Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die der Körper in kleinen Mengen benötigt, aber nicht selbst herstellen kann.
- Mineralstoffe: Anorganische Nährstoffe wie Calcium, Magnesium und Kalium, die der Körper für verschiedene Funktionen benötigt.
- Orthomolekularmedizin: Von Linus Pauling geprägter Begriff für die Verwendung körpereigener Substanzen zur Erhaltung der Gesundheit.
- Spurenelemente: Mineralstoffe, die der Körper nur in sehr geringen Mengen benötigt, wie Eisen, Zink, Selen, Jod oder Kupfer.
- Vitamin B-Komplex: Gruppe von acht wasserlöslichen B-Vitaminen (B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9, B12), die an Stoffwechselprozessen beteiligt sind.
- Vitamin D: Fettlösliches Vitamin, das der Körper durch Sonnenlichtbestrahlung der Haut selbst bilden kann. Wichtig für Knochen und Immunsystem.
- Zink: Spurenelement, das an Immunfunktion, Wundheilung und Zellteilung beteiligt ist..

